Wessen Kultur bewahren?
Eine transethnische Perspektive auf Minderheitenpolitik am Beispiel der Saamen in Nordnorwegen
Lizenziatsarbeit bei Professor Meinhard Schuster am Ethnologischen Seminar der Universität Basel
Eingereicht von Lorenz Khazaleh am 14. August 2000
Vorwort
Diese Arbeit untersucht kritisch die ethnopolitische Bewegung der Saamen und Minderheitenpolitik in Norwegen. In ihr wird die These aufgestellt, dass ein Grossteil der Probleme zwischen Minderheit und Mehrheit auf einem wenig mit der Realität übereinstimmenden Denkmuster beruht: dem Denken über die Welt als eine Ansammlung verschiedener Kulturen mit je eigener Sprache, Geschichte und Tradition. Diese These wird anhand der nordnorwegischen Geschichte und aktuellen Debatten belegt. Im Anschluss wird versucht, alternative Denkmodelle für den Umgang mit Minderheiten zu entwickeln.
Das Material für diese Arbeit stammt zu einem Grossteil aus neueren ethnologischen Forschungen in Nordnorwegen und aus während mehreren Jahren gesammelten Zeitungsartikeln. Grundlage für die Bearbeitung dieses Themas ist mein Auslandsaufenthalt an der Universität Tromsø von August 1994 bis Juni 1995, wo ich wertvolle Eindrücke sammeln durfte.
Für die Durchsicht Teile der Arbeit in verschiedenen Phasen oder / und für angeregte Diskussionen inklusive konstruktivem Kopfzerbrechen danke ich herzlich Christina Gerber, Helena Hänninen, Thomas Khazaleh, Philipp Pfäfflin, Johannes Pic, Christiane und Ulf Siefker, Sari Valkonen. Für die Übernahme des Korreferats danke ich Prof.Unni Wikan von der Universität Oslo.
INHALT
Kapitel 1
KULTUR
Persönlicher Bezug und Problemstellung
Der inflationäre Gebrauch von Kultur
Die ethnologische Kritik am Kultur-Konzept
Ethnizität und Kultur
Kapitel 2
SAAMISCHE VIELFALT
Historische Vielfalt
Unterdrückung der Vielfalt
Innersaamische Vielfalt
Kapitel 3
SAAMISCHE DEBATTEN
Ambivalenzen in der Geschichte der Saamenbewegung
Aktuelle Debatten zur Förderung saamischer Sprache
Landrechte für Saamen?
Bilanz der Saamenpolitik
Kapitel 4
DISKUSSION
Rückblick und These
Gründe für die Konflikte durch die Saamenpolitik
Schlussfolgerungen
BIBLIOGRAFIE UND LINKS
Noch ein paar Hinweise:
- Einen Teil meiner Quellen habe ich mir vom Internet herunter geladen. Ich habe die Adresse immer angegeben. Manche Dokumente sind jedoch nur zeitweise im Netz, Adressen können ändern.
- Es gibt keine einheitliche Schreibweise für die Saamen. Früher wurden sie Lappen auf Deutsch oder Lapps auf Englisch genannt, diese Bezeichnungen werden aber als Beleidigung aufgefasst. In der englischsprachigen Literatur werden sie Sami oder Saami genannt. Selbst nennen sie sich Sami (Singular) und Samit (Plural). In Norwegen sind neben same, samer teilweise noch Bezeichnungen wie finn verbreitet.
- Die Begriffe Ethnologie und (Sozial-/Kultur-)Anthropologie benutze ich trotz unterschiedlicher Bedeutung synonym.