Wirtschaftsethnologie (2):
Wie komme ich an das, was ich zum Leben brauche?
Verschiedene Formen des TauschesWirtschaftsethnologie studiert Wirtschaft als Teil der Gesellschaft und nicht als ein isoliertes Phänomen wie die Wirtschaftswissenschaft. Beim Studium verschiedener Tauschökonomien erkennen wir schnell, dass das, was wir Wirtschaft nennen, auch mit Religion oder gesellschaftlicher Organisation zu tun hat. Ethnologen schreiben, dass viele Gesellschaften in ihrer Sprache kein eigenes Wort für Wirtschaft kennen.Das Grundproblem von Wirtschaft ist: Wie bekomme ich das, was ich zum Leben brauche? Techniken zur Nahrungsbeschaffung variieren je nach klimatischen Bedingungen, auf sie werde ich nicht näher eingehen. Schlagwörter wie Nomadismus, Wanderfeldbau, Gartenbau und Landwirtschaft sollen genügen. Hier geht es um die Verteilung von Gütern. Nirgendswo auf der Welt kann ein Mensch allein das produzieren, was er zum Leben braucht. Ueberall ist man auf andere Menschen angewiesen, auch wenn es nur die eigene Familie ist. Wie diese Güter verteilt werden, wie man als einzelner sie erwerben kann - das ist eine spannende und für die persönliche Oekonomie der Menschen oft entscheidende Frage, zu der auf der Welt verschiedene Lösungen entwickelt worden sind - gerechtere und ungerechtere: Nicht wenige sorgen dafür, dass sich eine Minderheit auf Kosten der Mehrheit bereichern kann. Will man in unserer Gesellschaft ein Gut erwerben, muss man zuerst gearbeitet und Geld erworben haben. Ohne Geld steht man schlecht da und muss am Rand der Gesellschaft leben. Diese Art von Güterverteilung ist typisch für industrialisierte kapitalistische Gesellschaften. In den meisten anderen Gesellschaften funktionierte Verteilung durch Tausch. Polanyi hat verschiedene Systeme in der Welt verglichen und fand drei Hauptmuster, die Marshall Sahlins weiter entwickelt hat. Ich werde sie kurz vorstellen.
Ueber die Wirtschaftsordnung wird stets verhandelt. Ausserdem existieren innerhalb verschiedene Spären gleichzeitig, in denen unterschiedliche Prinzipen gelten. Formen (2) und (3) dominieren die formelle Oekonomie, konkurrieren miteinander, während (1) unsere informelle Oekonomie (Freudeskreis, Familie) prägt. Die Grenzen sich jedoch unscharf. Im folgenden werde ich (1) näher erläutern. Ich beginne mit Marshall Sahlins Weiterentwicklung von Polanyis Reziprozität. Er kann drei verschiedene Arten ausmachen.
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Lorenz Khazaleh, Januar 2001, November 2002, Ende Februar 2004.
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:MENUE WIRTSCHAFTSETHNOLOGIE: Teil 1: Einführung Teil 2: Tauschformen Teil 3: Kula auf Trobriand Teil 4: Potlatch bei den Kwiakiutl in NW-Amerika Teil 5: Moka in Papua Neu-Guinea Teil 6: Pig and Cattle-Complex bei den Nuern im Sudan Teil 7: Kapitalismus und Tiv-Oekonomie in Nigeria » DRUCKVERSION (gesamter Text, 9 Seiten, 48kb) :MENUE HOMEPAGE: Startseite Homepage Kommentar schreiben / Gästebuch anschauen :MEHR IM NETZ ZUM THEMA: Mehr zu Polanyis Prinzipien des Tausches (Gina Gajdos, Pagewise) Auszug aus "The Great Transformation" von Klaus Polanyi (private Seite) Book review: Polanyi "The Great Transformation" (eh.net) Marshall Sahlins: The original affluent society - Auszug aus seinem Buch: "Stone Age Economics" (eco-action.org) |