---

Der Ausdruck "asiatic inuit" meint die 2000 Inuit, die in verstreuten Siedlungen auf der Chukchi Halbinsel und auf der zu Alaska gehörenden Saint Lawrence Insel wohnen. Erst seit 1948 trennt die internationale Grenze zwischen der Sowjetunion und den USA diese Menschen. Sprachlich gehören sie dem Yupnik-Zweig der Inuitsprache an. Wie ihre Kollegen in Alaska unterscheiden sie sich von anderen Inuit durch ihre hierarchische patrilineare Klanstruktur.

Ihr Siedlungsgebiet war auf siberischer Seite mal grösser. Bevölkerungsdruck und bewaffnete Auseinandersetzungen mit Chukchi und anderen siberischen Bevölkerungen führten dazu, dass die siberischen Inuit immer mehr an den Rand Richtung Beringstrasse gedrängt wurden.

Auf siberischer Seite hatten die Inuit früher Kontakt mit "Entdeckern". Im 17. Jahrhundert stiessen Kosacken zu ihnen vor. Im 19. Jahrhundert begannen Europäer und Amerikaner mit der Ausbeutung der maritimen Ressourcen (v.a. Wale). So gelangten die Inuit früh zu neuer Technologie.

Bis vor 1950 etwa existierten Holzhäuser und die halbunterirdischen Häuser aus Walknochen-Gerüst und Torfwänden nebeneinander. Letztere verschwanden dann völlig. Im Sommer war das Zelt mit Walrossfellen üblich.

Ihre Oekonomie war hauptsächlich auf die in der Beringstrasse im Ueberfluss vorkommenden Meeressäuger ausgerichtet, am wichtigsten waren Walross und Seehund, ausserdem Wal. Fuchfelle waren und sind noch für den Handel wichtig. Manche siberische Inuit jagten Karibus. Bevor sie Gewehre hatten, jagten sie z.B. Walrosse mit Harpunen, Pfeilen und Netzen vom Boot aus. Das ging nur im Frühjahr, wenn die Tiere sich auf treibenden Eisbergen aufhielten.

Eine listige Methode: Sie umkreisten ein Walross in der Nähe des Ufers und imitierten das Geräusch des Killerwals, was das Walross so erschreckt, dass es an Land flüchtet und leicht erlegt werden kann.

Die Kollektivierung hat nicht überall gleich stark in ihre Wirtschaft eingegriffen. Sie müssen sich in der Jagd einem umfangreichen Regelwerk unterwerfen.

» Anhang: Entdeckungs- und Forschungsgeschichte

---

Lorenz Khazaleh, Januar 2001, aktualisiert Februar 2003