Gespräch mit Nicole im Jugi Gundeli im Dezember 1998
Nicole Schwarz gilt als eine der besten Breakdancerinnen in Basel. Sie sah ich
regelmässig beim Trainieren im Jugi Gundeli. Meist zusammen mit ihrer
Schülerin Stacy. Gerade übte Nicole, von einem Heli direkt auf einen
Head-Spin überzuwechseln. Ich unterhielt mich mit ihr in einer kurzen
Trainingspause.
- Eine positive Einstellung ist wichtig im Breakdance. Ich bin seit 12 Jahren in
der Szene, seit zweieinhalb Jahren breake ich. Alle meine Kollegen sind
Breaker, mein Freund auch. Ich kenne kaum andere Leute ausserhalb des
Hip-Hop.
Ist das nicht einseitig?
- Hip-Hop ist automatisch da (legt Hand aufs Herz), ich mag aber auch Natur
und Wissenschaft. House-Musik mag ich auch, war auch mal auf einer Party.
Was ist typisch für die Basler Hip-Hop-Szene?
- Jede Stadt hat ihre eigenen Styles. In Basel kann jeder alles. Man ist für sich
da und macht doch jeder sein eigenes Ding. Ja, und Disziplin. Alle vier
Elemente sind vertreten.
Wie bist Du zum Hip-Hop gekommen?
- Ich hatte kein Geld damals und bin viel mit Hip-Hoppern herumgehangen. Ich
war eigentlich nur Konsument, ich war da. In den Jugendtreffs wurde überall
gebreakt.
Wann war das?
- 1986. Da gab es viel mehr Gewalt als heute. Ich habe mich durchgekämpft.
Für mich war es ein tolles Feeling - die big family im Hip-Hop. Wir Älteren
machen unser Ding, die Jüngeren ihr Ding , sie sehen manches vielleicht
anders. Eine Zeitlang waren alle Jugis zu - wegen der Gewalt. Dann gab es
harte Streetfights und Hip-Hopper wurden überall herausgeschmissen. Früher
waren in den Jugis viel mehr Ausländer. Ausländer müssen sich auch mal
durchsetzen, auch friedliche Weise ist es nicht immer einfach für sie.
Hier im
Jugi Gundeli klappt es sehr gut. Disziplin ist das wichtigste Gebot - nicht
gegeneinander, sondern miteinander.
Was ist typisch für Basel als Stadt?
- Es gibt weniger Aggressionen als in Frankreich und Deutschland. Früher war
es hier ja krass, jetzt sind wir verwöhnt.
Kann man sich hier gut entfalten?
- Hier ist es nicht so streng wie in anderen Städten. Ich hab einen Job
(Betriebsassistentin Hauswirtschaft in der UBS) und viele Möglichkeiten.
Was sind denn so die Gesprächsthemen unter den Breakdancern?
- Nur Tanzen! (lacht) Jams, über Meisterschaften und Anlässe. Manche
denken nur an ihr Äusseres.
Viele Leute verbinden Hip-Hop nur mit Gewalt. Auch an der Uni sind mir
Vorurteile über Hop-Hop zu Ohren gekommen.
- Das Problem: Die Leute trennen nicht zwischen den verschiedenen Arten von
Hip-Hop. Sie sehen nur Gewalt und Gangsta-Rap. Für sie sehen wir auch
komisch aus. Die Leute haben Probleme mit dem Äusseren. Das ist es!
Oft hört man den Verwurf, sie kopieren nur von den USA.
- Es hat in den USA angefangen und sich überall in der Welt weiterentwickelt.
Die Entwicklung geht weiter. Und wir sind nicht in den USA, sondern in
Europa.
Nachtrag vom 26.01.2000
Was sind Deine neuesten Pläne?
- Ich möchte zuerst meine Ausbildung beenden. Bei der UBS arbeite ich nicht
mehr. Ich mache gerade eine Lehre als Fitness-Instructor, das eidgenössische
Diplom, falls Du es genau wissen willst (grinst). Breakdance mache ich
natürlich weiter.
Ich habe vor, Breakdance-Stunden zu geben. Und zwar für
Mädchen, weil die zu kurz kommen. Mädchen trauen sich nicht, weil es in den
Jugis fast nur Buben hat. Das soll eine Chance für Mädchen sein, sich mal zu
trauen und mitzuhalten mit den Buben. Frauen, stürmt die Bühnen!