Effizienz und Systemdenken

Auswege aus der Oeko-Krise?


Vor wenigen Wochen passierte Unfassbares in den USA: Im Bundesstaat California - und nicht irgendwo in Russland - gingen die Lichter aus. Die Elektrizitätswerke konnten nicht mehr genug Energie liefern. Ein Grund war der überproportional gestiegene Energieverbrauch. Das Ereignis hatte Folgen. Auf der Homepage des Energieversorgungsunternehmens wird den Verbrauchern empfohlen, Energie zu sparen. Plötzlich machte man sich auch in den USA Gedanken über den immens hohen Energieverbrauch. Und plötzlich ist Energiesparen bzw der effiziente Einsatz von Energie ein Thema, wie folgende Nachricht eindrücklich demonstriert:

Home improvement and hardware stores are selling energy-efficient products at a record pace this year, signaling that Californians are willing to spend a little more to use power more efficiently. Cold temperatures and the repeated threat of rolling blackouts this year have prompted consumers to invest in fluorescent lightbulbs, insulation and weather stripping. Fluorescent bulbs, which typically last 10 times longer than incandescent lights, have been the hottest seller. Each sell for $10 to $15. "We can't keep them in stock," said Michael Moore, an assistant manager at a Lowe's store in Fresno. "In the past, we could keep about 100 fluorescent bulbs on the shelves for about a month. Now, it's a matter of days before we sell out." More people also are buying portable generators, which average $400 to $750 and can power household appliances during a blackout. Garth Smith,who runs Dale Hardware in Fremont, said customers have been asking more questions about energy conservation. The deluge of questions about energy-efficient products has prompted Home Depot to offer free, one-hour clinics to demonstrate cost-saving measures and help customers learn more about their homes. Ofelia Lerma, 75, of Pasadena has a $300 bi-monthly electricity bill that she expects will drop significantly once she spends $300 to $600 to blanket her attic and basement with insulation. "If I can reduce my electricity bill, I am certainly going to try," she said. "I think in the long run we will save more money by making the improvements rather than what we pay now for electricity." Others like Jack Stephanian, who used to leave the lights on most of the day in his La Canada-Flintridge home, is now focusing on reducing power use by installing new windows that reduce heat loss and purchasing a more energy-efficient refrigerator. "Buying products that will cut your energy bills seem like a smart decision," he said.

Es liegt offenbar in der Natur der Dinge, dass Menschen einen äusseren Anlass brauchen, um zu handeln. Handlungen müssen sich lohnen. Oder man muss sie zumindest gerne ausführen. In der Oekologiebewegung hat man es lange Zeit mit moralischen Appellen belassen, die Menschen zur Umdenken zu bewegen. Eine wirksame Alternative zur Moral ist der Geldbeutel. Oder vielleicht besser: Persönliche Betroffenheit. Umweltschutz lohnt. Zum Umweltschutz gibt es keine Alternative. Ohne mehr Energieefizienz stehen wir dem nächsten Black-Out in California näher - siehe die Motivation der oben interviewten Leute.

Diesen Ansatz verfolgen die Autoren des Bestsellers Faktor 4 und Oekokapitalismus. Sie zeigen auf, dass es möglich ist mit nur der Hälfte an Ressourcenverbrauch doppelt soviel Wohlstand zu produzieren (=Faktor 4). Anhand einer Vielzahl von Beispielen demonstrieren sie, dass diese neue industrielle Revolution keine Utopie, sondern in Ansätzen bereits Realität ist.

Mehr Effizienz allein reicht jedoch nicht aus. Das Wirtschaftssystem als Ganzes muss die Umsetzung dieser Massnahmen fördern. Sie propagieren die Vorstellung eines Oeko-Optimismus mit folgenden vier Prinzipien:

(1) Förderung radikaler Ressourcenproduktivität: wie gesagt technisch möglich. Zur Durchsetzung braucht es andere Subventions- und Steuermodelle. Besteuern sollte man Unerwünschtes (Ressourcenverbrauch) und nicht Erwünschtes (menschliche Arbeitskraft).

(2) Biomimikry: Betriebe als Oekosysteme. Ingenieure sind bereits dabei, "Null-Emmissions-Industrieparks" zu schaffen, deren Unternehmen  ein industrielles Oekosystem bilden werden, in dem sich der eine Betrieb vom ungiftigen und nützlichen Abfall des anderen ernährt.

(3) Eine Service- und Flow-Wirtschaft: Abkehr von der Konsumgesellschaft. In Zukunft kauft man keine Waren mehr, sondern least deren Dienste. Beide, der Hersteller und der Kunde, haben einen Anreiz für ständige Verbesserung der Ressourcenproduktivität.

(4) Investitionen ins natürliche Kapital, um den Vorrat an natürlichem Kapital zu erhalten und auszuweiten.
 
 

Effizienz lässt sich ihres Wissens nach auf folgende Weise erhöhen - durch
 

(1) Konstruktion und Design: grosse Einsparungen sind durch einfache Aenderungen im Design möglich

(2) Neue Technologien: durch heutige Technik können wir doppelt so viel Strom einsparen als vor 5 Jahren!

(3) Kontrollen: Einsatz von einfachen, lokal ausgerichteten Optimierungs- und Kontrolleinrichtungen.

(4) Unternehmenskultur: Betriebe müssen als lernende Unternehmen geführt werden

(5) Neue Verfahren: Nanotechnologien/Biomimikry

(6) Materialeinsparungen: Verbesserung der Produktqualiät, effiziente Herstellung

(7) Wieder geborene Materialien: Reperatur, Wiederverwertung, Upgrading, Recycling
 

Verbessern lässt sich dabei die

(1) Energieproduktivität: 1l-Auto, Nullenergiehäuser, Photovoltaik

(2) Stoffproduktivität: haltbare Büromöbel, sanieren statt abreissen, Abfall vermeiden

(3) Transportproduktivität: Carsharing, kluge Verkehrspolitik, lokale Waren
 
 

Im folgenden werde ich näher auf einzelne Punkte eingehen:

Effizienz statt Sparen - ein Ausweg aus der Oeko-Krise?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

© 2001 Lorenz Khazaleh